Nachdem wir das Hindernis (siehe letzter Eintrag) überwunden hatten, ging es weiter zu unserem Ziel, dem „Parc Trinationale de Sangha“. Dieser Park besteht aus dem „Lobeke“ Nationalpark in Kamerun, dem „Dzanga Sangha“ Nationalpark in der Zentralafrikanischen Republik und dem „Nouabele Ndoki“ Nationalpark in der Republik Kongo (Brazzaville).
Aufgrund des exzellenten Rufes, der nicht zuletzt an der konsequenten Führung durch den WWF ohne politische Vetternwirtschaft liegt, war unsere Entscheidung auf den Dzanga Sangha Nationalpark gefallen.
Das Zwischenziel unserer Reise war Libongo, wo die Motorräder uns absetzten, und wir die Einreiseformalitäten für die Zentralafrikanische Republik absolvieren konnten. Da es keine Brücke über den Sangha-Fluss zwischen Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik gibt, hätten wir das Auto sowieso an der Grenze zurücklassen müssen. Wir überquerten den Fluss mit einer motorisierten Piroge und wurden auf der anderen Seite von unserem Lokalguide und dem Fahrer empfangen. Die Fahrt nach Bayanga im Geländewagen führte uns für mehrere Stunden auf einer marginalen Piste mitten durch den Urwald und durch unzählige Wasserläufe. Die Piste
war schmaler als das Fahrzeug, daher schlugen andauernd Äste von den Weg flankierenden Pflanzen und Bäumen gegen das Auto und erklärten so die zahlreichen Risse in den Sc
heiben sowie die fehlenden Spiegel. Mehrere umgestürzte und den Weg komplett blockierende Bäume lieferten auch die Erklärung für die drei Waldarbeiter in zerschlissener Kleidung, die wir im Gepäckbereich mitgenommen hatten. Insgesamt erinnerte die Szenerie etwas an Jurassic Park.
Die Zentralafrikan
ische Republik, gezeichnet von jahrzehntelangem Bürgerkrieg, gilt als das ärmste Land der Welt. Die Unterschiede zu Kamerun stachen auch sofort ins Auge, keine Solaranlagen, keine blechgedeckten oder gar gemauerten Häuser, dafür aber unterernährte Kinder. Die meisten Menschen trugen allenfalls ein Kleidungsstück, vielfach waren Lumpen zu sehen. Der lokale Bevölkerungsstamm, die Pygmäen, ist für seine Kleinwüchsigkeit bekannt, ob es einen Zusammenhang mit den Lebensbedingungen gibt, konnten wir nicht herausfinden.
Die Besucheraktivität im Nationalpark, die wahrscheinlich das meiste Geld unter der einfachen Bevölkerung verteilt, ist die Netzjagd. Dabei luden wir im Dorf zehn Pygmäen-Jäger (grösstenteils Frauen) auf den Pickup auf, damit sie uns im Wald die traditionelle und noch immer praktizierte Netzjagd demonstrieren konnten. Dabei werden Netze, ähnlich Fischernetze, im Wald gespannt, und die Tiere, z.B. Duiker, hineingetrieben. Leider haben wir jedoch nichts gefangen.

Der nächste Punkt war das „Elephant-Trekking“.
Tief im Urwald gibt es eine grosse wasserdurchflossene Lichtung, deren Boden einen erhöhten natürlichen Salzgehalt aufweist, die „Saline“. Dies scheinen die Wald-Elefanten besonders ansprechend zu finden, daher suchen sie diesen Ort häufig a
uf. Von unserem Versteck aus, konnten wir etwa 100 Elefanten verschiedener Altersklassen beobachten.
Das absolute Highlight aber ist das „Gorilla-Trekking“. In jahrelanger Arbeit ist es unter Leitung des WWF gelungen, zwei wild lebende Gorilla-Familien so zu habituieren, dass sie sich von Menschen, die einen bestimmten Abstan
d einhalten, nicht mehr bedroht fühlen. Der sehr hohe
Preis für diese Aktivität kommt der Erhaltung des Lebensraumes und damit dem Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Art zu Gute. Pisteurs, die den Gorillas seit Jahren bekannt sind, begleiten die Familien in dezentem Abstand den ganzen Tag bei ihrer Wanderung durch den Park und merken sich deren Schlafplatz. Am nächsten Tag wird dann an dieser Stelle wieder angefangen, die Gorillas zu suchen.
Man fährt zunächst für zwei Stunden mit dem Geländewagen über eine Dschungelpiste zum Lager der Pisteurs. Von dort geht es dann nach Unterweisung und Desinfektionsmassnahmen für zwei bis drei Stunden (je nach Aufenthaltsort der Gorillas) zu Fuss durch unwegsames Urwaldgelände mit Sümpfen und Wasserläufen. Wenn man die Gorillas erreicht hat, darf man ihnen mit Mundschutz für eine Stunde folgen und sie beobachten. Im Wesentlichen geht es dabei um die Nahrungsaufnahme oder das Spielen der Kinder.
Einmal hat uns das Familienoberhaupt, der mächtige Silberrücken, gar bis auf vier Meter an sich herangelassen, bis er dem Pisteur signalisiert hat, dass es nah genug sei.

Um die Tiere nicht unnötig in ihrem natürlichen Leben zu stören, werden pro Gorilla-Familie täglich nur vier Gruppen mit höchstens drei Gästen zugelassen, und die Beobachtungszeit ist auf eine Stunde begrenzt. Gorillas in der Wildnis aus der Nähe beobachten zu können, war wirklich ein einmaliges und sehr beeindruckendes Erlebnis.