„slow and steady“ auf den höchsten Berg von Westafrika

Am letzten Wochenende durften wir ein weiteres Highlight unseres Abenteuers erleben. Wir haben den Mount Cameroon (4’090 müM) bestiegen.

Der Mount Cameroon (auch „Fako“, „Berg der Götter“, genannt) ist ein aktiver Vulkan im Südwesten von Kamerun und der höchste Berg in ganz Westafrika. Der letzte Ausbruch des Mount Cameroon wurde im Jahr 2000 verzeichnet, damals reichte der glühend heisse Lavastrom bis ca. 200 Meter an die Küste heran. Der bedeutendste Ausbruch, wovon heute noch viel geredet wird, war allerdings 1999, als der Lavastrom den Highway von Limbe nach Idenau verschüttet und somit blockiert hat.

Tag 1

Buea (1’010m) – Hut 2 (2’800m)

1’790m hoch


Gestartet sind wir in Buea bei 1’010 müM. Von hier ging es unter der kundigen Führung von Paa Hans los. Zuerst über Farmland und Felder, danach in den Sekundärwald, der ebenfalls häufig zum Anbau genutzt wird, und schliesslich in den Bergregenwald. Auf rund 2’000m Höhe ist auch hier die Baumgrenze und die üppige Vegetation geht in eine trockene Savanne über. Bei strahlendem Wetter, jedoch bereits deutlich kühleren Temperaturen erreichten wir müde unser Tagesziel auf rund 2’800 müM.

 

Tag 2

Hut 2 (2’800m) – Gipfel (4’090m) – Mann’s Spring (2’400m)

1’290m hoch

1’690m runter

Um sechs Uhr morgens ging es weiter mit dem Anstieg über die immer karger werdende Savanne. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns, wenig Wind, viel Sonne und unter uns das Wolkenmeer. Nach dem doch sehr anstrengenden Anstieg sowie einem Abstecher zum Krater vom Ausbruch aus dem Jahr 2000 erreichten wir gegen Mittag den Gipfel des Mount Cameroon. Das war dan einfach nur WOW!!!
Nach einer kurzen Verschnaufpause gings auch bereits wieder weiter und zwar abwärts. Zuerst über Lavasand, dann über Lavagestein und wiederum durch die trockene Savannenlandschaft. Ein weiteres Highlight folgte, die Kraterlandschaft des Ausbruchs von 1999. Etwas weiter unten wurde dann die Landschaft zunehmend grüner und saftiger, bis wir schliesslich wieder im Wald und erschöpft aber glücklich im Camp Mann’s Srping angekommen sind.

 

 

Tag 3

Mann’s Spring (2800m) – Bokwango (890m)

1’510m runter

Am letzten Tag unser Wanderung auf den Mount Cameroon merkten wir beide deutlich die Anstrengung der letzten zwei Tage. Hoch und runter, durch Bergregenwald, Savanne, über einen Lavastrom und schliesslich wieder durch den Bergregenwald bis nach Bokwango, einem Vorort von Buea. Von da ging es die letzten paar Kilometer mit dem Taxi zurück zum Ausgangspunkt.

 

Nach drei doch sehr anstrengenden Tagen in den Bergen kamen wir wieder in der Zivilisation an. Wir haben nicht weniger als 38 Marschkilometer und 6’000m Höhenunterschied in den Knochen. Wir sind fast ein bisschen stolz…

Da ist der Wurm drin!

Wurmerkrankungen treffen wir bei uns im Spital immer mal wieder an. Hier zu sehen ist ein Skin-Snip (Hautbiopsie), der Onchocerca volvulus zeigt, ein zu den Filarien gehörender Fadenwurm.

Ein solcher Befall von Onchocerca beginnt mit Juckreiz und lokalen Hautveränderungen. Es bilden sich Knoten und Lymphknotenschwellungen, zu vergleichen mit lokalen nicht eitrigen Abszessen, die durch die Raumforderung häufig schmerzhaft sind. Onchocerca volvulus ist der Erreger der gefürchteten Flussblindheit, kann also zu dauerhafter Erblindung führen.

Die Larven des Wurms werden von der Kribbelmücke (Blackfly), die hauptsächlich in flussnahen Gebieten vorkommt, aufgenommen und über den Stich auf den Menschen übertragen. Im menschlichen Körper wächst die Larve zum adulten Wurm heran, der dann über Jahre die kleinen Würmer (Mikrofilarien), die man im Video sieht, absondert.

 

Korup Nationalpark

Das letzte Wochenende führte uns nach Kumba und von dort über eine Sandpiste bis nach Mundemba. Dies war jedenfalls der Plan. Die Strasse, in kamerunischer Nomenklatur eine „normale Strasse“ im Gegensatz zu einer asphaltierten Strasse, sollte nun in der Trockenzeit kein Problem und gut zu befahren sein. Der Spitalapotheker schätzte für die ca. 100km lange Strecke von Kumba nach Mundemba eine Fahrzeit von ca. zwei Stunden.

Die Strasse war tatsächlich gut zu befahren, jedoch nur mit einer Maximalgeschwindigkeit von nicht mehr als ca. 30 km/h. Mehr hätten Steine, Erhebungen und Löcher nicht zugelassen. Nach rund zwei Stunden befanden wir uns kurz vor Ekondo-Titi (etwa in der Hälfte des Weges), als sich eine unserer Radfedern mit einem lauten Knall verabschiedete. Der freundliche Unteroffizier (ein Notfall-Krankenpfleger von der Marine), der uns zu einem Mechaniker verhalf, meinte nur: „Spring done cut!“

Einige Stunden später, gegen 17 Uhr, war Martins Auto, das uns freundlicherweise zur Verfügung steht, wieder fit. Wir entschieden uns aus Sicherheitsgründen jedoch dazu, die Nacht in Ekondo-Titi zu verbringen und erst am nächsten Morgen weiterzufahren.

Als wir am nächsten Tag in Mundemba ankamen, erfuhren wir, dass der Chief des Ortes, der die Führungen in den Nationalpark organisiert, Opfer der Unruhen in Kamerun geworden ist und rund eine Woche zuvor einen gewaltsamen Tod gefunden hatte. Dieser Sachverhalt entschuldigte, dass er trotz unzähliger Versuche telefonisch nicht erreichbar war. Wegen der damit zusammenhängenden schlechten Sicherheitslage, wurde uns nachdrücklich von einer eigentlich angedachten Übernachtung im Park abgeraten. Wir vereinbarten daher zwei Tagestouren.

Der Korup Nationalpark gehört zu den ältesten noch verbliebenen Regenwäldern der Erde und überlebte als einziger Regenwald Westafrikas die letzte Eiszeit. Der Park ist reich an verschiedenen Pflanzenarten, Insekten, Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Über eine 120 Meter lange Hängebrücke kommt man von den Palmölplantagen in den Park hinein. Die Wege im Park, alles Naturtrails, wurden bereits deutlich vernachlässigt. Auch Schilder sind kaum mehr zu lesen. Lediglich die unzähligen Patronenhülsen zeugen von gelegentlicher menschlicher Anwesenheit (Wilderei).

Im übrigen kann ich nun alle, die sich schonmal aufgrund von akutem Ameisenbefall bis auf die Unterwäsche ausziehen mussten, sehr gut verstehen und ihnen nachfühlen… Die Bisse der Treiber-Ameisen sind wirklich maximal unangenehm, geradezu extrem schmerzhaft.

Als wir am Montag den Nachhauseweg unter die Räder nahmen, waren wir froh, in Ekondo-Titi bereits einen Automechaniker zu kennen. Diesmal war es das Rohr des Auspuffes, das sich verselbständigte und dabei die Bodenfreiheit unseres Fahrzeugs im Gelände deutlich einschränkte. Rund zwei Stunden später war jedoch auch dieser Schaden repariert, und wir konnten uns wieder auf dem Weg machen.

Übrigens wurde uns in Manyemen bereits vor einiger Zeit von einem Ort erzählt, der im Zuge der Unruhen niedergebrannt worden war. Durch genau diesen Ort führte unser Weg. Der Anblick ist eindrücklich und beängstigend gleichermassen. Bereits einige Orte vorher sind praktisch keine Menschen mehr zu sehen, es ist alles menschenleer. Die Bewohner haben sich in den Busch zurückgezogen und ihr gesammtes Hab und Gut zurückgelassen. Einige vereinsamte Schafe, Ziegen und sogar Schweine sind noch anzutreffen…

Da es seit gestern Abend sehr unerwartet wieder brauchbares Internet (3G) gibt kann ich doch einige Fotos mehr als üblich zeigen.

Christliche „Nächstenliebe“ ?!?

Ende November hat der Moderator, der Bischoff und oberste Leiter der Presbyterianischen Kirche in Kamerun (PCC), einen unmissverständlichen Beschwerdebrief gegen die Mitarbeitenden von Mission 21 in Kamerun geschrieben.

Zunächst wurde unser Freund der Ingenieur, der seit 2014 in Manyemen arbeitet, massiv angegriffen und auch gegenüber Mission 21 schlecht gemacht. Der absolute Grossteil der Vorwürfe ist frei erfunden und sehr einfach wiederlegbar. Der Moderator hat ihn damit letztlich zum fristlosen Rücktritt gezwungen. Vor wenigen Wochen haben wir ihn nach Douala zum Flughafen begleitet, er hat Kamerun damit ein Jahr früher als geplant verlassen müssen.

Das nächste Ziel der Angriffe des Moderators war ich selbst. Glücklicherweise sind auch seine Vorwürfe gegen mich komplett haltlos und einfach wiederlegt. Wenige Tage vor diesem Brief habe ich bei meiner fachlichen Mitarbeiterqualifikation mit dem Chefarzt die volle Punktzahl erhalten. Das Verhalten der Patienten und der Chiefs der umliegenden Orte mir gegenüber bestätigt meine gute Beurteilung durch den Chefarzt und widerspricht damit dem Moderator ebenfalls.

Der Versuch des Chefarztes, mit dem Moderator das Gespräch über seine überraschende und haarsträubende Beurteilung aufzunehmen, scheiterte. Der Moderator antwortete, dass er nicht auf die fachliche Meinung des Chefarztes angewiesen sei, um meine Qualifikation zu beurteilen.

Es ist daher anzunehmen, dass es sich auch bei dem Angriff auf mich nicht um konkrete Kritik an meiner Person handelt, sondern um einen Versuch, mich schlechtzumachen und loszuwerden. Inkonsequenterweise ist man sich allerdings nicht zu schade, weiter bei jeder Gelegenheit Gelder aus der Schweiz zu fordern.

Unsere tägliche Arbeit wird durch diese Feindseligkeiten zum Glück jedoch nicht beeinträchtigt. Der Umgang mit den Mitarbeitenden sowie den Patienten hier im Urwald ist unverändert herzlich und angenehm. Buea mit dem sprichwörtlichen Elfenbeinturm und den Animositäten der Elite ist eben doch weit weg.

Die kamerunischen Mitarbeiter in Manyemen zeigten sich indes über diese Entwicklung nicht erstaunt. Komplett haltlose Vorwürfe von Seiten der Kirche ist man hier gewohnt, einige Mitarbeiter berichten gar, seit Jahrzehnten systematisch schikaniert zu werden.

Zum einen sind wir sind sehr traurig über diese Entwicklung hier. Zum anderen muss man aber einräumen, dass wir, als wir nach Kamerun ausgewandert sind, das wahre Afrika erleben wollten. Und nun erfahren wir hautnah auch die schwierigen Dinge, die die meisten Menschen in Afrika tagtäglich durchmachen müssen…

Kulinarisches Kamerun

Hier in Kamerun gibt es an jeder Strassenecke und auch zwischen den Ecken (also eigentlich überall) mehr als genügend mehr oder weniger exotische und leckere Speisen und Snacks.

Was es hier allerdings nahezu gar nicht, oder wenn dann nur sehr teuer, gibt, ist Käse. Der einzige Käse, den man in den Supermärkten immer finden kann, ist “La Vache qui rit” oder eben „The laughing cow“, also nicht so ganz das, was man in der Schweiz als Käse bezeichnet.

Grillierten Fisch oder grilliertes Cow-meat, „Soja“ genannt, sowie jegliche Innereien sind die andere Alternative, welche im ganzen Land vertreten ist. Unglaublich lecker, meist wird dies mit gebratenen reifen Plantains serviert.

Ansonsten gibt es aus den verschiedenen Wärmebehältern alles mögliche, was man auch zu Hause kochen und essen würde.
Bei uns in Manyemen sehr bekannt ist das Bushmeat. Die Wilderei in und um Manyemen ist bekannt und einige Menschen leben vom Verkauf des gekochten und scharf gewürzten Fleisches aus dem Busch. Hier ist alles dabei, von Ratte, Gürteltier, über kleine Buschantilope, Stachelschwein bis hin zum Affen. Es kann dabei ausgewählt werden, was es sein darf. Die Beilage zum Fleisch wird dann separat verkauft. Dabei kann ausgewählt werden zwischen Plantains, reif oder grün, Reis oder verschiedenen Wurzeln (Kartoffeln, Süsskartoffeln, Yams, Manyok, usw…)





Beerdigung

Eine Beerdigung in Kamerun ist für die Bevölkerung eine extrem wichtige Tradition. In diese Zeremonie wird sehr viel Geld investiert, ob das Geld nun direkt vorhanden ist oder nicht. Kredite in der Höhe eines Jahresgehaltes sind nicht unüblich, um die Eltern zu beerdigen.

Im Spital äussern doch immer wieder einige Angehörige, das kein Geld für die Behandlung da sei. Die doch sehr provokative Antwort von Pamela (Bodos Assistentin) lautet dazu jeweils: „Geld für die Behandlung deiner Mutter hast du keines, aber Geld für die Beerdigung, schöne Kleider und einen schönen Sarg ist da…!“

Bereits mehrfach durften wir einer solchen Zeremonie beiwohnen, zuletzt war da die Beerdigung des Vaters von Tom, unserem Koch. Anfang Januar ist er mit doch stolzen 73 Jahren nach längerer Krankheit im Spital in Kumba verstorben.

An jenem Samstag hat mich Tom um 06:00 Uhr angerufen und mir mitgeteilt, das es seinem Vater nicht gut gehe und er nun nach Kumba reise. Für mich hiess das, voraussichtlich kommt Tom Anfang Woche nicht zur Arbeit. Rund drei Stunden später bekam ich die Information direkt von Tom: „Madame, my Father is dead!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er weinend auf. Die indirekte Information war warscheindlich: Madame, durch den Tod meines Vaters habe ich finanziell und zeitmässig ziemliche Probleme.

Nachdem der erste Schock der Angehörigen vorüber war, kam Tom am Samstag abend noch vorbei. Sie hätten den Vater nun in Kumba ins Kühlhaus gebracht und bereiteten sich auf die Beerdigung in rund drei Wochen vor. Er komme aber am Montag ganz normal zur Arbeit. Weiter fragte er noch nach einem Kredit und wir vereinbarten, das ganze am Montagnachmittag nochmals zu besprechen.

Rund drei Wochen später fand dann die Beerdigung im Geburts- und Wohnort seines Vaters statt. Selbstverständlich waren auch wir in unserem neuen Ashua-bee dabei. Die ganze Zeremonie begann am Freitagabend mit der Totenwache ohne den Leichnahm im Dorf Osirayib. Am Samstag morgen wurde der Verstorbene mit einem grossen Konvoi von Kumba in sein Dorf gebracht, wo man anschliessend noch mit einem letzten Blick persönlich Abschied nehmen durfte. Um 14:00 Uhr wurde der Sarg verschlossen und der rund dreistündige Gottesdienst begann. Im Anschluss erhielt jeder Gast seine obligatorische Flasche Bier sowie mindestens einen Teller zu essen.

Toms Vater war der Chief des Dorfes, um ihm die letzte Ehre zu erweisen erschienen rund 200 Personen von nah und fern. Die Organisation einer solchen Feier, dass auch jeder Gast einen Sitzplatz sowie anschliessend ein Getränk und etwas zu Essen bekommt, ist doch ziemlich gewaltig. Auch musste niemand in der Sonne sitzen, es wurden Zelte und Unterstände mit Palmblätter aufgestellt.






Sterben und Tod

Sterben und Tod ist ein Thema, das uns in unserer täglichen Arbeit in Europa wie auch hier in Afrika fast täglich begegnet. Es ist eine Tatsache, das die Kindersterblichkeit in Afrika höher ist und die Lebenserwartung niedriger.

Die Haupttodesursachen in Entwicklungsländern sind (WHO, 2008):
1. Infektionskrankheiten (34% aller Todesfälle), hierzu gehören HIV/AIDS, Malaria, Ebola, Tuberkulose, Gelbfieber, Typhus und Durchfallerkrankungen

2. Herz-Kreislauferkrankungen

3. Infektionen der Atemwege wie zum Beispiel Pneumonie oder Bronchitis

4. Perinatale- und Müttersterblichkeit

Um einige interessante Zahlen zu nennen, möchte ich noch auf die Kindersterblichkeit eingehen. Die Kindersterblichkeit wird weltweit definiert durch Kinder, die die ersten fünf Lebensjahre nicht überleben. Kamerun liegt hierbei (UNICEF, 2015) auf Platz 11. Rund 40% der Kinder sterben in den ersten 28 Lebenstagen. Gründe dafür sind Lungenentzündungen, Durchfall und/oder Malaria.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Kamerun beträgt 57.35 Jahre (CIA World Factbook, 2014). Im Vergleich dazu liegt die Lebenserwartung in der Schweiz bei rund 82 Jahren.

Besuch von Interplast Schopfheim

Die letzten 10 Tage war ein Team von Interplast Germany (www.interplast-germany.de) aus Schopfheim zu Besuch in Manyemen. Das Team rund um Dr. med. Andreas Rudolf hat in den rund 10 Tagen ihres Einsatzes über 80 Patientinnen und Patienten konsultiert und über 50 Operationen durchgeführt. Seit über 13 Jahren kommt das Team nach Manyemen und operiert die Patientinnen und Patienten hier kostenlos. Die Patienten müssen lediglich einen Beitrag an die PCC bezahlen um Strom, Wasser und die „Pflege“ zu finanzieren.

Es war eine spannende Zeit auch für uns. Über das Radio wurde die Information, dass das Team aus Schopfheim zu Besuch ist, kommuniziert. Bereits am Abend vor der geplanten Ankunft war unser Dormitory voll, und der Administrator musste sich weitere Überlegungen machen, wo die Personen untergebracht werden können.

Aufrund von verlorenen Gepäckstücken mit privater Kleidung jedoch auch mit OP-Material kam das Team anstatt wie geplant am Samstag erst am Dienstag an, dementsprechend gedrängt war ihr Programm.

Einige Patientinnen und Patienten waren dem Team bereits von früheren Einsätzen bekannt, jedoch kamen auch viele neue hinzu. Verbrennungen, Lipome, Keloide, Karzinome, Missbildungen an Händen und Füssen waren grob zusammengefasst die häufigsten Ursachen für eine entsprechende Operation.

Auf den Bildern sind einige Eindrücke zu sehen.

Die gemeinsamen Abende waren geprägt von feinem Essen, viel zu trinken und anregenden, interessanten Gesprächen.

Doctor, it-done-comm-od…

An einem schönen, sonnigen und sehr warmen Sonntag erreichte mich der Anruf, dass eine Patientin mit Rückenschmerzen im Spital eingetroffen sei. Gemäss Rückfrage, hätte sie die Rückenschmerzen bereits seit etwa zehn Jahren.

Dies ist insoweit ungewöhnlich, als dass Konsultationen am Sonntag doppelt so teuer sind, wie an einem Werktag (Montag – Samstag) während der Sprechstunde. Daher versuchen die meisten Kameruner Arztbesuche am Sonntag in der Regel tunlichst zu vermeiden. Von weither angereiste übernachten oft auch erstmal im Schlafsaal um dann Montags in die Sprechstunde zu kommen.

Auch der übermittelte Grund für die Konsultation, Rückenschmerzen seit vielen Jahren, erschien mir für diese Gegend ungewöhnlich. In der Schweiz kommt es hingegen schon gelegentlich mal vor, dass sich ein junger Erwachsener, nachdem die letzte Beiz geschlossen hat, gegen 03 Uhr morgens auf ins Spital macht um seinen Husten, unter dem er seit vier Monaten gelegentlich leidet, mittels „Memory“ abklären zu lassen. Ist ja gratis…

Für Kamerun ist so etwas aber höchst ungewöhnlich und weckte daher mein Interesse. Als ich im Spital eintraf, fand ich die alte Frau bereits im Bett liegend vor. Alt bedeutet in diesem Kontext „60+“. Spätestens mit 60 spielen die einzelnen Jahre nämlich keine Rolle mehr, man gilt dann als steinalt. Höflicherweise wird man mit „big mamí“ angeredet.

Das Gespräch mit der Patientin und ihrer Tochter brachte wenig neues, Diabetes habe sie, sei aber kein Problem, sie nehme ohnehin seit zehn Jahren keine Medikamente mehr… ausser den Schmerzmitteln für die Rückenschmerzen. Diese bestünden unverändert mindestens seit zehn Jahren. Seien aber mit den Schmerzmitteln auch kein Problem. Schmerzmittel habe sie übrigens noch genug.

Nach etwa einer Viertelstunde musste ich dann doch landesuntypisch konkret nachfragen, was denn eigentlich wirklich das Problem sei. Als Antwort erhielt ich nur: „Doctor, it-done-comm-od…“ (Doktor, es ist heraus gekommen…). Weitere Erklärung dazu gab es zunächst keine.

Nun, was könnte wohl herausgekommen sein? Und vor allem wo? Aus dem Stegreif heraus ergab das alles noch keinen Sinn. Die Beantwortung dieser Frage schien aber der Schlüssel zur ganzen Angelegenheit zu sein. Während ich noch darüber nachdachte, was wohl wo herausgekommen sein könnte, schlug die Tochter den Rock der Patientin nach oben. Dabei offenbarte sich ein geradezu grotesker Gebärmuttervorfall…

Diesen überraschenden Befund zu fotografieren, habe ich der Patientin erspart, daher zeigt das beiliegende Foto drei andere aber ebenso alte Frauen ohne akute gesundheitliche Probleme.

Aktuelle Lage

Wie bereits im Oktober geschrieben, hat sich die politische Lage im englischsprachigen Teil von Kamerun leider nicht wesentlich verbessert.

Die Schulen haben zwar nach rund einem Jahr im November 2017 wieder vereinzelt geöffnet und den Unterricht wieder aufgenommen. Das Internet war im 3G-Bereich wieder gut nutzbar, Facebook und WhatsApp blieben gesperrt, waren jedoch über ein VPN (Brückensystem) benutzbar.

In Mamfe, ca. drei Autostunden von Manyemen entfernt, in der Nähe der nigerianischen Grenze, gab es wiederholt Berichte über Feuer-Gefechte zwischen der Regierung und den Separatisten (Ambazonia). In Manyemen, sowie in Bamenda und Kumba war davon allerdings absolut nichts spür- oder sichtbar. Einzig die vermehrte Präsenz von Militär und Polizei an der Strasse und intensivere Kontrollen bei den Checkpoints liessen darauf schliessen, das die Regierung vorsichtiger ist.

Seit etwa einer Woche hat sich die Lage nun eher wieder verschlechtert. Die meisten Schulen sind aktuell wieder geschlossen und in den grösseren Städten wird wieder vermehrt tageweise gestreikt („Ghost-town“). In diesem Zusammenhang hat die Zentraleregierung wieder das Internet manipuliert. Das 3G-Mobilfunknetz wurde wieder abgeschaltet, es steht nur noch miserables 2G-Netz zur Verfügung. Die Geschwindigkeit von maximal etwa vier Kilobyte pro Sekunde erinnert an Modem-Verbindungen aus den 90er Jahren. Ausserdem werden verschlüsselte Verbindungen (https) blockiert. Etwas im Internet nachzulesen, Nachrichten laden, etc. ist damit praktisch nicht mehr möglich. Dies betrifft diesmal alle drei Netzanbieter (MTN, Nexttel und Orange).

Wir sind gespannt, wie es weitergehen wird, und hoffen, dass die Schulen bald wieder ihren Betrieb aufnehmen können. Damit könnte verhindert werden, dass eine komplette Generation von Schülern noch ein zweites Jahr verliert.