Ravioli

Letzten Samstag hatten wir ein grosses Küchen- und Kochprojekt. Bodo wollte seine neue Teigmaschiene ausprobieren. Das Ziel waren Riccotta-Petersilien-Ravioli.

Das ist ein grösseres Ziel als es auf den ersten Blick erscheinen mag, wenn es weder Frischmilch noch Riccota gibt. Das heisst, Milchpulver aufkochen, ansäuern und Riccota herstellen. Die Pastateigherstellung stellte dagegen kein Problem dar. Das anschliessende Formen der Ravioli nahm Zeit in Anspruch, ist jedoch eine schöne Arbeit, wenn man das fertige Produkt formen darf und letztlich auch die ganze Zeit vor Augen hat.

Das Resultat war tatsächlich ein Traum…

Am Sonntag sind wir nun für zwei Tage nach Douala gefahren. Douala ist die grösste Stadt von Kamerun, wo wir auch vor rund 2 Monaten angekommen sind. Wir haben viel eingekauft und uns auch mal etwas „Luxus“ wie Gummibärli, Schoggi und Käse geleistet. 😉

Die Kamera blieb hier im Gepäck verstaut. Und auch das Internet (WLAN) war entgegen unserer Hoffnung wirklich extrem langsam und wahnsinnig schlecht. Dafür hatten wir aber gute 3G-Netzabdeckung.

Nun machen wir uns soeben wieder auf den rund 4-5 stündigen Heimweg nach Manyemen.




Andere Länder – Andere Sitten (III)

Eine Situation, die relativ gut eines der grösseren lokalen Probleme beschreibt, habe ich im Labor erlebt.

Wir haben ein paar seltenere Blutwerte bestimmen lassen. Das Laborgerät für chemische Untersuchungen gibt die Ergebnisse eigentlich auf einem Papierstreifen, ähnlich einem Kassenzettel (mit Einheiten!) aus. Der Druck von ebendiesem Kassenzettel funktionierte aber aus irgendeinem Grund nicht (Papier leer, Farbband leer, etc). Das Laborpersonal hat daher die Zahlen vom Display des Gerätes kurzerhand handschriftlich übertragen und dabei leider auf die Einheiten verzichtet.

Für häufig bestimmte Blutwerde wäre das kein Problem, da die Einheiten geläufig sind. Bei seltenen Blutwerden, für die es noch dazu mehrere unterschiedliche Einheiten gibt, kann das aber ein Problem werden. Es unterscheiden sich dann natürlich auch die Normwerte. Der Blutzucker beträgt beispielsweise in Deutschland normalerweise 80 – 120 (mg/dl) und in der Schweiz 4 – 6 (mmol/l).

Zusammen mit dem an allem interessierten Apotheker habe ich im Labor nachgefragt, ob man denn das Problem mit dem nicht funktionierenden Ausdruck bereits dem Technischen Dienst gemeldet habe. Ob also absehbar sei, dass das Problem bald gelöst werde.

Als Antwort haben wir erhalten, dass die Laborantin erst seit einer Woche aus den Ferien zurück sei und das Problem da bereits bestanden habe. Sie wisse daher nicht, ob das Problem bereits gemeldet worden sei. Sie müsse daher erst warten, bis die andere Kollegin ebenfalls aus den Ferien zurück sei, um sie danach zu fragen, ob sie das Problem dem Technischen Dienst bereits gemeldet habe. Erst danach könne sie den Fehler allenfalls selbst melden…




Andere Länder – Andere Sitten (II)

Die etwas angeschlagene Spitalglocke wird jeden Morgen zum Morgengebet mit grosser Hingabe von einem kleinen, neurologisch etwas auffällig wirkenden Mann geleutet. Er arbeitet eigentlich im Reinigungsdienst, aber das Reinigungspersonal übernimmt hier dynamisch die vielfältigsten gerade anfallenden Arbeiten. Somit war es auch nicht ungewöhnlich, dass er neulich während einer ausgedehnten Wundversorgung neben mir stand.

Plötzlich stiess er jedoch unvermittelt einen Schrei aus und blickte fixiert geradeaus. Zwei Mitarbeiter hielten ihn sofort fest und legten ihn an Ort und stelle an den Boden, wo er zunächst für einige Minuten bewusstlos liegenblieb und sich dann im Verlauf selbständig auf die Seite legte. Nach etwa einer halben Stunde stand er dann etwas wackelig wieder auf. Da dieser generalisierte tonische Krampfanfall niemanden zu beeindrucken schien, habe ich mich davon auch nicht beunruhigen lassen. Blöd war nur, dass er genau an der Stelle lag, an der ich ergonomisch wesentlich besser gestanden hätte. Mein Rücken hat es mir aber letztlich verziehen.

Nach verrichteter Arbeit fragte ich nach und man erklärte mir, dass er alle paar Tage einen epileptischen Anfall hätte und deshalb gelegentlich auch mitten auf der Strasse zu liegen käme. Das sei überhaupt nicht ungewöhnlich…

Das letzte Foto zeigt eine Übersicht über das Spital, aufgenommen vom Wasserturm. Das angeschnittene Gebäude vorne links ist der Labortrakt. Im Vordergrund sind Kasse, Wartebereich und Apotheke. Das Gebäude mit der weissen gelöcherten Wand in der Mitte ist der Funktionsbereich mit Operationssaal, Röntgen, Ultraschall und Sprechzimmern. Der Gebärsaal ist unter dem kleinen Sonnenkollektor (Warmwasser um Babys zu waschen) rechts im Bild. Der Rest sind Patientenstationen.

Dressing Room / Emergengy Room / Theatre Staff

Im Spital gibt es den „Dressing Room“ als zentrale Einheit und Anlaufstelle für jegliche Probleme. Auch alle Arten von Verbandwechseln werden dort durchgeführt. Das Team des Dressing Room ist gleichzeitig Notfall-, als auch Anästhesie- und OP-Personal.

Die Verbandwechsel von Nähten, Dekubiti, Ulcera, etc. werden grundsätzlich im Dressing Room durchgeführt, die Patienten werden aus ihren Zimmern dort hin gebracht. Sobald ca. um 10 Uhr der Generator angeschaltet wird und damit das Licht kommt, verabschiedet sich ein Teil dieses Teams in den OP (Theatre) und arbeitet dort als Anästhesist, Instrumetierpersonal und OP-Pfleger.

Jegliche Notfälle werden jederzeit im Dressing Room empfangen. Letztens kam ein Patient mit einer stark blutenden Stichverletzung am Vorfuss auf den Notfall, unverzüglich konnte die arterielle Blutung mit einem einzigen Handgriff gestoppt werden. Anschliessend war es die Aufgabe des Anästhesisten die Wunde zu reinigen und nähen. Erst danach wurde der Patient dem Arzt vorgestellt.

Thanksgiving

Am Samstag waren wir auf eine Thanksgiving-Feier eingeladen. „Thanksgiving“ bedeutet nicht wie zu Hause „Erntedank“, sondern es ist tatsächlich ein Fest um „Danke“ zu sagen. Gründe um zu Danken könnten zum Beispiel das Überleben eines schweren Unfalls, die Pensionierung oder die Genesung nach langer Krankheit sein. Das Dankesfest gestern war für den bereits längere Zeit verstorbenen Ehepartner der Pflegedienstleitung.

Im Vorfeld organisiert die Gastgeberin Stoff, der an die Gäste verkauft wird. Dieser Stoff ist sozusagen der Dresscode. Jeder Gast, der das Fest finanziell unterstützen möchte, kauft von diesem Stoff und lässt ihn zu einem Kleid oder einem Hemd verarbeiten.

Da dieses Fest, das zunächst in Limbe geplant war, sehr spontan nach Manyemen verschoben wurde, hatten viele die Möglichkeit (zeitlich und finanziell) leider nicht, ein Stück von dem Stoff zu kaufen. Trotzdem trugen eine grössere Anzahl Gäste ein Kleid, einen Rock oder ein traditionelles Shirt aus diesem Stoff, was unglaublich gewirkt hat.

Der Tag fing um 11 Uhr in der Kirche mit einem Gottesdienst an. Nach rund zwei Stunden verschob sich die Festgemeinde in die Recreation-Hall, wo gespiesen, getrunken, getanzt und gesungen wurde. Der lokale kirchliche Frauenverein war ebenfalls anwesend und hat mit Tanz und Gesang ordentlich die Stimmung angeheizt.

Auf den Fotos seht Ihr einige Impressionen von diesem wunderbaren Anlass.



Unser Hühnerstall

Auf unserem Grundstück befindet sich ein Hühnerstall, aktuell noch ohne Hühner. Der Plan ist, diesen wieder fit zu machen und mit Hühnern zu versehen. Der ortsansässige Schreiner hat das Dach bereits repariert und die morschen Balken ausgetauscht. Heute habe ich in der Hoblerei von Nguti (ca. 20 Auto-Fahrminuten entfernt) Hobelspähne geholt und eingestreut. Wenn alles klappt dürfen bald die Hühner einziehen.

Die Hühner sollen uns mit Frischfleisch versorgen. Tom ist dafür zuständig, dass die Hühner zu fressen und zu trinken bekommen, und dass der Stall regelmässig gemistet wird.

Nun war ich also das erste Mal mit Martins Auto auf kamerunischen Strassen unterwegs. Die Strasse nach Nguti ist ebenso wie die Strasse nach Kumba in exzellentem Zustand, durchgängig geteert und ohne Löcher. Die grössere Herausforderung waren die Nebenstrassen, die zum Ort, bzw. dann auch zur Hoblerei führen.

(Haus-) Tiere

Rund um unser Haus sieht mann immer wieder grosse Eidechsen. Hier werden sie „Lizard“ genannt. Es gibt zwei Arten, ob es sich dabei um Männchen und Weibchen oder um unterschiedliche Rassen handelt, konnte mir bisher niemand beantworten. Vor allem von den kleineren verirrt sich auch immer mal wieder eines in unser Haus. Es ist sehr unterhaltsam ihnen zuzuschauen. Anders als Geckos, die es hier ebenfalls gibt, können die Lizards auf glatten Wänden nicht klettern. Sie versuchen es zwar immer wieder, fallen dann aber auch immer herunter. Das scheint ihnen jedoch nichts auszumachen, es wird nochmals versucht. Bodo ist ein grosser Fan von diesen Tieren, da sie sich besonders gerne von Spinnen und Insekten ernähren.

Leider haben wir auch immer noch Ratten und Mäuse im Haus oder zumindest auf dem Dachboden. Wir sind dabei, diese fleissig mit kommerziellem und selbstgemachtem Rattengift zu füttern. Gemäss Tom war dies letzten Freitag (zum Glück waren wir nicht da, es muss fürchterlich gestunken haben :-)) zum ersten Mal erfolgreich.

Sebstverständlich fehlen auch jegliche denkbaren Insektenarten sowie Tausendfüssler hier nicht. Schlangen haben wir noch nicht gesehen. Im Spital wurde einmal ein toter Skorpion gefunden. Da diese tödlich giftig sein können, wird es als schlechtes Ohmen angesehen, wenn man einen im eigenen Haus findet.


Aktuelle Probleme

Das Spital Manyemen sowie verschiedene andere, grössere und kleinere Spitäler und Gesundheitsposten in Südwest- und Nordwest- Kamerun gehören der PCC (Presbyterian Church of Cameroon). Die PCC betreibt diese möglichst selbsttragend. Nur die grösseren Kliniken sowie die spezialisierte Augenklinik sind gewinnbringend.

Jedes Jahr um dieselbe Zeit werden einzelne Mitarbeiter (Pflege, Ärzte, Labormitarbeiter, Hebammen, Anästhesiepersonal und Verwaltungspersonal) bestimmt, welche die Klinik und somit ihren Arbeitsort wechseln müssen. Dafür haben sie nach der Verkündung ungefähr einen Monat Zeit. Die Unterkunft für die entsprechende Person und ihre Familie wird bei Bedarf von der PCC gegen Miete zur Verfügung gestellt. Diese Woche wurden nun diese Transfers verkündet und die Stimmung ist aktuell nicht überall besonders gut.

Zusätzlich wurde heute morgen verkündet, das die Pflegenden ab kommendem Monat im 2-Schichtbetrieb arbeiten müssen. Bisher gab es drei Schichten. Frühdienst von 7-14 Uhr, Spätdienst von 14-22 Uhr und Nachtwache von 22-7 Uhr. Neu soll der Frühdienst von 7-17 Uhr und die Nachtwache von 17-7 Uhr gehen. Die Löhne sollen unverändert bleiben. Dies hat die durch die Transferentscheidungen bereits getrübte Stimmung nicht wirklich verbessern können.