Maroua ist die Hauptstadt der muslimisch geprägten savannenartigen Region Extrême-Nord. Aufgrund von wiederkehrenden Konflikten mit der inzwischen im Hinterland und in den Grenzregionen heimisch gewordenen islamistischen Sekte Boko Haram aus Nigeria, kommen praktisch keine europäischen Reisenden mehr nach Maroua. Die meisten Europäer, die man hier trifft, leben entweder seit langem hier oder sind beruflich unterwegs.
In Maroua waren wir im Porte Mayo Hotel untergebracht, einer schönen Hotelanlage unter europäischer Leitung mit einzelnen Bungalows. Das Restaurant war ebenfalls ziemlich gut und hatte eine ungewöhnlich grosse Auswahl, meistens war auch ungefähr die Hälfte der Gerichte auf der Speisekarte tatsächlich an Lager – das ist klar Rekord!
Viele kamerunische Restaurants haben, möglicherweise als Erinnerung an die Kolonialzeit, tatsächlich eine Speisekarte. Meistens gibt es von über zehn Gerichten jedoch nur eines oder zwei zur Auswahl. Daher haben wir auch auf Martins Vorschlag das Verhalten der kamerunischen Gäste in kamerunischen Restaurants übernommen. Wir schauen die Speisekarte höchstens zur Inspiration an und stellen dann in lokalem Dialekt die alles entscheidende Frage: „You have what?“
Einer unserer Ausflüge führte uns nach Pouss, einen kleinen Ort, der nur durch eine Wasserstrasse vom Tschad getrennt ist. Die Piste führte an einem etwas undichten Deich vorbei und war daher ab einem Kanal so matschig, dass auch mit einem guten Geländewagen kein Durchkommen mehr war. Wir mussten uns daher nach einem anderen
Fortbewegungsmittel umsehen. Die freischaffenden, auf den abgaben- und zollfreien Warenverkehr zwischen Kamerun und Tschad spezialisierten Bootsunternehmer waren dann auch sichtbar erleichtert, dass die „White Man“ sie nicht zu genau beobachteten oder gar fotografierten, sondern auf ein paar Motorrädern über den Deich
verschwanden. Auf diese Weise erreichten wir unser Ziel, die tradionellen spitzen Lehm-Häuser (Kegelhütten) des Mouzougoum Stammes, dessen Mitglieder im Ruf stehen, die grössten Menschen Kameruns zu sein.
Am nächsten Tag stand der Mindif Mountain auf dem Programm. Ein solitär stehender und von weitem sichtbarer Berg mit einer ganz charakteristischen Form. Da der Weg dorthin auch für unseren aus Maroua stammenden Fahrer nur schwer zu finden war, mussten wir unterwegs mehrfach nachfragen. Dabei fiel auf, dass Frauen am Wegesrand in der regel sofort alles stehen und liegen gelassen haben (z. B. Feuerholz, ihre Ernte, etc.) und weggerannt sind, sobald unser Auto langsamer wurde. Auch als wir in einem Dorf einer Gruppe von Kindern begegneten, haben die Jungs uns interessiert beobachtet, während die Mädchen sofort weggerannt sind. Ein Baumwollfarmer konnte uns dann die Erklärung für dieses Verhalten liefern: Die Frauen und Mädchen haben grosse Angst, von Boko Haram entführt zu werden. Daher sehen sie in jedem langsam fahrenden Auto eine potentielle Gefahr.
Auf dem Rückweg besichtigten wir eine Gerberei. Dort wird in Handarbeit im Freien aus der Haut von Tierkadavern Leder hergestellt. Obwohl die Erklärungen zu den einzelnen Schritten sehr spannend waren, hatte man doch die ganze Zeit den intensiven Geruch von etwas zu lange in der Sonne gelegenen Tierkörpern in der Nase.

An unserem vorletzten Tag führte uns die Reise wieder über Land in das entlegene Dorf Douroum in der Region Meri. Mitten in zum Teil muslimischem und zum Teil animistischen Land steht dort eine extravagante Ki
rche, die wir besichtigen konnten. Von dort kamen wir nach einem Fussweg von etwa einer Stunde zu einem traditionellen Dorf des Moufou-Stammes, durch das uns die lokalen Kinder gerne führten. Auch die (für Kinder begehbare) Vorratskammer
durfte nicht fehlen. Boko Haram ist hier ebenfalls ein grosses Thema, Reisende kommen seit Jahren nicht mehr in das Dorf. Der lokale Guide hat daher keine Kunden mehr. Und der Betreiber des einfachen Campements klagte uns das selbe Leid. Dass das letzte Mal jemand bei ihm übernachtet hat, sei auch schon Jahre her. Auf dem Rückweg hat unser F
ahrer es mit seinem offensiven Fahrstil dann doch noch geschafft, bei der schnellen Durchfahrt durch ein tiefes Loch brach die Vorderachse unseres unzerstörbar gewähnten Sequoia. Zum Glück waren wir schon wieder so nahe an Maroua, dass wir schnell einen anderen Transport zur Rückkehr organisieren konnten.
Letztlich wurden auch wir durch Boko Haram eingeschränkt, die geplante Besichtigung einer weiteren Kirche mussten wir absagen, da auf dem Weg dorthin am Vortag mehrere Soldaten bei Feuergefechten verletzt worden waren. Auch wenn der letzte terroristische Anschlag in Maroua deutlich länger (mehrere Jahre) her ist als zum Beispiel in Londen, raubt der Terror den Menschen hier ihre Lebensgrundlage, was auch eine Form von Terrorismus ist.
Am letzten Tag frequentierten wir ausführlich den Markt von Maroua (der landestypische „
Apotheker“ durfte nicht fehlen) und hatten auch Gelegenheit die Moschee zu besuchen und beim Freitagsgebet dabei zu sein. Der Imam und viele Gläubige
begrüssten uns sehr freundlich und gaben uns das Gefühl, willkommen zu sein.
Leider viel zu schnell ging unsere Rundreise durch Kamerun zu Ende und wir machten uns auf dem Luftweg zurück nach Douala auf. Unser Guide sparte sich das Geld und nahm statt dem 90-minütigen Flug eine 27-stündige Busreise zurück nach Yaoundé auf sich.