Nekrose?!?

Unter einer Nekrose wird in der Medizin, das Absterben von Gewebe verstanden. Das heisst, ein nekrotischer Finger ist bei „uns“ Zuhause ein schwarzer Finger, der bereits abgestorben ist. Nun, das ist bei „Weissen“ so, bei „Schwarzen“ ist eben genau dieser Finger auch schwarz. Wie man sowas erkennt? Versucht es selber. Eine Hand ist nekrotisch, die Andere nicht.

Man sieht das bei dunkelhäutigen Menschen hauptsächlich an den Fingernägeln, sowie in diesem Fall an der Schwellung der gesammten Hand. Die Fingernagelprobe ist eine mögliche diagnostische Massnhame um die Durchblutungssituation einzuschätzen. Hierbei wird der Fingernagel kurz ins Nagelbett gedrückt, so dass es sich weiss färbt. Unter normalen Bedingungen färbt sich das Nagelbett rasch wieder rosa. Dauert es länger als 2 Sekunden bis die rosa Farbe zurückkehrt, liegt ein Durchblutungsproblem vor. Wenn der Patient entsprechend adäquat ist, beschreibt er Sensibilitätsstörungen. In diesem Fall war der gesammte Arm taub, kühl und funktionsunfähig.

(Das erste Bild ist die nekrotische Hand.)

Kurz zu der Geschichte der jungen Mannes, der unglücklicherweise seinen linken Arm verloren hat:

Er wollte an besagtem Morgen auf die Farm seiner Eltern gehen um dort zu ernten. Da er am Tag zuvor einen grossen Vogel gesehen hat, hat er seine Schrotflinte mitgenommen. Genau dieser Vogel tauchte auch an diesem Morgen auf, er setzte die Flinte an und schoss… Der Vogel schien nicht getroffen, denn dieser flog, erschrocken vom Schuss, davon. Doch der junge Mann selber hatte plötzlich massive Schmerzen im linken Arm. Anscheinend hat sich der Schuss nicht gelöst, die Schrotflinte ist in der Folge in seiner Ellbeuge explodiert.
Trotz sofortiger Wundversorgung im nächsten Healthcenter, konnte auf die Vorstellung bei uns im Spital nicht verzichtet werden. Aufgrund eines massiven Geldproblems wurde ebendiese Vorstellung aber verschleppt.
Als der Patient mehrere Tage später dann doch bei uns im Spital eintraf, hatte er noch mehrere metallene Fremdkörper in der Wunde und eine massive Infektion mit Zeichen einer Sepsis (Blutvergiftung).
Er hatte bereits sehr viel Blut verloren und die operativen und medikamentösen Rettungsversuche für den Arm kamen zu spät. In der Folge war leider die einzige Möglichkeit, den Arm zu amputieren und dadurch das Leben des Jungen zu retten.

Das liebe Geld …

Geld und Spitalrechnung sind hier tagtäglich ein Thema. Oft werden Patientinnen und Patienten entlassen und warten anschliessend noch einige Tage, bis genügend Geld vorhanden ist um die Rechnung zu begleichen. Geld wird entweder über Moneytransfer gesendet oder ein Angehöriger muss zurück ins Dorf reisen und bei der Verwandschaft und bekanntschaft Geld „zusammenkratzen“.
Es sind im wesentlichen zwei Gründe, warum die meisten Patienten trotzdem im Spital ausharren, anstatt einfach zu verschwinden. Zum Einen geht es ums Ansehen und die Gesundheitsversorgung in der Zukunft. Die Personen/Familien, welche die Rechnung nicht bezahlt haben sind meist bekannt und können sich entsprechend nicht mehr im selben Spital blicken lassen.
Und zum Anderen wird der Venflon, Venenverweilkanüle, Braunüle, oder wie er sonst noch genannt wird, erst mit dem Bezahlen der Rechnung entfernt. Und vor diesem Venflon haben die meisten einen sehr grossen Respekt. So kommt es vor, dass der Venflon sehr lange in situ bleibt, auch wenn er bereits tagelang nicht mehr benutzt wurde. (Für Nicht-Fachpersonal: bei uns ist es üblich, dass der Venflon bei Nichtgebrauch innert 24h entfernt wird um das Infektionsrisiko zu senken.)
Eine Phlebitis (Venenentzündung) ist hier eine häufige Komplikation, was zum einen durch die lange Liegezeit von einem Venflon sowie zum Anderen durch die direkte intravenöse Verabreichung von hochkonzentrierten Antibiotika zu erklären ist. Ein neuer Venflon kostet ca. 50 Rappen, was einer Mahlzeit entspricht, daher wird der Wechsel von den Patienten oft nicht gewünscht, die lieber die Schmerzen der Entzündung über sich ergehen lassen.
Eine Phlebitis ist bedingt durch die dunkle Hautfarbe nicht sehr einfach zu erkennen. Meist wird der Patient erst ernstgenommen, wenn eine Überwärmung und Verhärtung spürbar ist.
Fachpersonen, bitte beachtet den hier üblichen „Stauschlauch“!


Limbe

Letztes Wochenende mussten wir uns leider bereits wieder von meinen Eltern verabschieden, jedoch nicht ohne ein paar Tage in Limbe.

Zu Limbe und dem Reiz dieser Stadt habe ich in den letzten Beiträgen bereits genug geschrieben. Gerne möchte ich jedoch noch ein paar Fotos zeigen:
vom Botanischen Garten


der Stimmung am Meer (Fotos von meiner Mutter)

„Down Beach“ wo die Fischer ankommen und der frische sowie auch der gegrillte Fisch verkauft wird (Fotos von meiner Mutter)


und von der sehr prominenten Bohrinsel.

Tagesausflug zum Wasserfall

Rund eine Stunde von Manyemen, zu Fuss mit Machetenbegleitung, liegt ein wunderschöner kleiner Wasserfall. Diesen wollten wir letzte Woche meinen Eltern zeigen.
Schnell war entschieden, dass uns Alphonse, ein Mitarbeiter vom technischen Team und mittlerweile auch guter Freund, uns zum Wasserfall führen soll. Um acht Uhr morgens ging es los in den Busch, die Machete geschliffen und in der Hand. Zuerst führte der Weg vorbei an Gärten und Feldern der Einwohner von Manyemen. Es was eindrücklich zu sehen, wie sauber und gepflegt alles war. Noch beeindruckender wird es, wenn man bedenkt, dass die gesammte Ernte mit der eingenen Körperkraft zurück ins Dorf gebracht werden muss, fahrtauglich sind die Pfade jedenfalls nicht. Eine Staude Plantains (Kochbananen) oder eine Ladung Manjok sind ausserdem nicht gerade Leichtgewichte!
Der Busch verdichtete sich zunehmends und der Weg war teilweise nicht mehr zu sehen. Dennoch führte uns Alphonse zielsicher weiter durch Wasser und Sumpf.
Nach etwas mehr als einer Stunde hörten wir immer stärker werdendes Wassergeplätscher und der Weg ging steil bergab. Immer wieder musste sich jemand kurzzeitig und unfreiwillig hinsetzen. In diesem Sumpf war das eine ziemliche Schweinerei.
Unten angekommen, fühlten wir uns wie im Film. Wir sahen einen wunderschönen und mächtigen Wasserfall. Gerne lasse ich die Fotos sprechen…

Unterwegs

Gemeinsam mit meinen Eltern machten wir uns nach kurzer Akklimatisation und Spitalführung auf eine kleine Rundreise.
Angefangen mit einer Stadtführung in Bamenda und dem obligatorischen Besuch des Marktes ging es weiter zur Töpferei der PCC (Presbytarian Church in Cameroon). PresPot ist eine klassische Manufaktur, in der noch alles von Hand selber hergestellt wird, begonnen mit dem Abbau von Lehm, dem Mahlen, sieben und wässern, trocknen lassen, formen und dem ersten brennen, bemalen, glasieren und wiederum brennen.

Weiter ging die Reise über das in diesen Regionen (Nord-West/West) übliche Grasland bis nach Foumban.

 

 

 

Foumban ist ein Sultanat und mindestens jeder zweite Bewohner gehört laut eigener Aussage zur königlichen Familie. Wir besichtigten den Palast, das Palastmuseum sowie die sehr alte und traditionelle Buschtrommel.

 

Weiter ging die Fahrt nach Bafoussam, einer geschäftigen aber eher unattraktiven Stadt. Kurz nach Bafoussam stoppten wir in der Chefferie Bandjoun. Eine Chefferie ist ein Sultanat oder Lamidat eines entsprechenden Stammes und der Fon ist das Oberhaupt. Die Chefferie Bandjoun ist die wichtigste und älteste Chefferie im Land der Bamiléké (Bamiléké ist die wichtigste Ethnie im Grasland). In dem dazugehörigen kleinen Museum wurden wir eingeführt in die uralten und immer noch gepflegten Traditionen.

Weiter fuhren wir durch wunderschöne Landschaften, über gute bis sehr schlechte Strassen bis zu den

Ekom-Wasserfällen bei Nkongsamba. Bei den imposanten, rund 80 Meter hohen Wasserfällen wurden 1984 Teile einer Tarzanverfilmung gedreht.
Der Rückweg nach Manyemen führte mit einer einfachen Fähre über den Mungofluss. Die Bilder sprechen für sich…