An einem schönen, sonnigen und sehr warmen Sonntag erreichte mich der Anruf, dass eine Patientin mit Rückenschmerzen im Spital eingetroffen sei. Gemäss Rückfrage, hätte sie die Rückenschmerzen bereits seit etwa zehn Jahren.
Dies ist insoweit ungewöhnlich, als dass Konsultationen am Sonntag doppelt so teuer sind, wie an einem Werktag (Montag – Samstag) während der Sprechstunde. Daher versuchen die meisten Kameruner Arztbesuche am Sonntag in der Regel tunlichst zu vermeiden. Von weither angereiste übernachten oft auch erstmal im Schlafsaal um dann Montags in die Sprechstunde zu kommen.
Auch der übermittelte Grund für die Konsultation, Rückenschmerzen seit vielen Jahren, erschien mir für diese Gegend ungewöhnlich. In der Schweiz kommt es hingegen schon gelegentlich mal vor, dass sich ein junger Erwachsener, nachdem die letzte Beiz geschlossen hat, gegen 03 Uhr morgens auf ins Spital macht um seinen Husten, unter dem er seit vier Monaten gelegentlich leidet, mittels „Memory“ abklären zu lassen. Ist ja gratis…
Für Kamerun ist so etwas aber höchst ungewöhnlich und weckte daher mein Interesse. Als ich im Spital eintraf, fand ich die alte Frau bereits im Bett liegend vor. Alt bedeutet in diesem Kontext „60+“. Spätestens mit 60 spielen die einzelnen Jahre nämlich keine Rolle mehr, man gilt dann als steinalt. Höflicherweise wird man mit „big mamí“ angeredet.
Das Gespräch mit der Patientin und ihrer Tochter brachte wenig neues, Diabetes habe sie, sei aber kein Problem, sie nehme ohnehin seit zehn Jahren keine Medikamente mehr… ausser den Schmerzmitteln für die Rückenschmerzen. Diese bestünden unverändert mindestens seit zehn Jahren. Seien aber mit den Schmerzmitteln auch kein Problem. Schmerzmittel habe sie übrigens noch genug.
Nach etwa einer Viertelstunde musste ich dann doch landesuntypisch konkret nachfragen, was denn eigentlich wirklich das Problem sei. Als Antwort erhielt ich nur: „Doctor, it-done-comm-od…“ (Doktor, es ist heraus gekommen…). Weitere Erklärung dazu gab es zunächst keine.
Nun, was könnte wohl herausgekommen sein? Und vor allem wo? Aus dem Stegreif heraus ergab das alles noch keinen Sinn. Die Beantwortung dieser Frage schien aber der Schlüssel zur ganzen Angelegenheit zu sein. Während ich noch darüber nachdachte, was wohl wo herausgekommen sein könnte, schlug die Tochter den Rock der Patientin nach oben. Dabei offenbarte sich ein geradezu grotesker Gebärmuttervorfall…
Diesen überraschenden Befund zu fotografieren, habe ich der Patientin erspart, daher zeigt das beiliegende Foto drei andere aber ebenso alte Frauen ohne akute gesundheitliche Probleme.