Alltag…

Ab und zu kommt es vor, dass der Kraftstoff für die Generatoren ausgeht, bevor neuer organisiert wird. Dies liegt zum einen an der finanziellen Fehlplanung des Spitals, manchmal gibt es für die aus Sicht der Verwaltung offensichtlich unwesentlichen Dinge wie Kraftstoff, Gehälter der Mitarbeiter oder Rechnung der Zentralapotheke kein Geld. Zum anderen ist es ganz banales organisatorisches und persönliches Versagen des Administrators, der trotz mehrmaliger unmissverständlicher Aufforderung machmal einfach nicht nach Kumba fährt, um Diesel zu kaufen.

Eine solche Situation hatten wir am vergangenen Freitag. Der Administrator wurde seit Montag mehrmals informiert, dass wir spätestens Donnerstag Mittag neuen Kraftstoff brauchen, er hat aber keinen gebracht. Die letzten Liter Kraftstoff wurden dann in der Nacht auf Freitag bei einem Notfall-Kaiserschnitt verbraucht. Das Licht muss gemäss dem Operateur genau in dem Moment ausgegangen sein, als er die Handschuhe ausgezogen hat. Die Patientin hat nochmal Glück gehabt!

Auf Druck der Mitarbeiter konnte sich der Administrator dann zum Glück doch dazu entschliessen, am nächsten Tag nach Kumba zu fahren. Der neue Kraftstoff kam leider erst rund 14h später. Das heisst, den ganzen Freitag über hatten wir keinen Strom. Tagsüber ist dies für die meisten Arbeiten im Spital nicht unmittelbar tragisch, mittelbar jedoch schon. Ohne Strom gibt es nämlich auch kein Wasser und das Labor, das einen wesentlichen Teil der Einnahmen generiert, ist nur sehr eingeschränkt arbeitsfähig. Nicht nur die Laborgeräte sondern auch das Mikroskop braucht Strom. Damit sind die meisten Blutuntersuchungen wie Blutbild und Blutchemie, Urinanalysen, Stuhlproben, Tuberkulosetests und quantifizierende Malariatests nicht möglich. Möglich sind nur Schnelltests wie Schwangerschaftstest, qualitativer Malariaschnelltest und, solange die Batterien halten, kapilläre Bestimmung von Hämoglobin und Blutzucker aus der Fingerbeere. Röntgen und Ultraschall sind natürlich auch ausser Betrieb.

Auch die Administration selbst sass den ganzen Tag nichtsarbeitend herum, denn die Akkulaufzeit ihrer Laptops ist leider gleich null. Deren Wertschöpfung war im Gegensatz zum restlichen Spital allerdings nicht wesentlich geringer als während dem Regelbetrieb.

Wir haben an diesem Tag nicht nur schlechten Service für die Patienten geleistet und dem angeschlagenen Ruf des Spitals weiter alle Ehre gemacht. Wir haben vor allem auch erheblich weniger eingenommen, als an einem typischen Freitag möglich gewesen wäre. Das Geld für den Kraftstoff musste letztlich doch ausgegeben werden, es ist also nicht wirklich etwas gespart worden. Anfang der Woche haben die ersten Mitarbeiter ihren Lohn für Juli (!) ausbezahlt bekommen, für die letzten wird es angesichts dieser Ereignisse aber wohl eher schlecht ausgehen.

In solchen Zeiten sind wir um so dankbarer über unsere private Solaranlage im Haus, die seit über einem Monat fertig installiert ist. Es funktioniert alles einwandfrei: 24h Licht am Tag, Kühlschrank wird in der Nacht rund 4h zusätzlich über die Baterie und tagsüber im Notfall direkt über Solarstrom betrieben, Laptop und Handy können jederzeit aufgeladen werden, etc. Bodo hat die komplette Installation im Haus übernommen und ich durfte mit Martin aufs Dach!