Eine Beerdigung in Kamerun ist für die Bevölkerung eine extrem wichtige Tradition. In diese Zeremonie wird sehr viel Geld investiert, ob das Geld nun direkt vorhanden ist oder nicht. Kredite in der Höhe eines Jahresgehaltes sind nicht unüblich, um die Eltern zu beerdigen.
Im Spital äussern doch immer wieder einige Angehörige, das kein Geld für die Behandlung da sei. Die doch sehr provokative Antwort von Pamela (Bodos Assistentin) lautet dazu jeweils: „Geld für die Behandlung deiner Mutter hast du keines, aber Geld für die Beerdigung, schöne Kleider und einen schönen Sarg ist da…!“
Bereits mehrfach durften wir einer solchen Zeremonie beiwohnen, zuletzt war da die Beerdigung des Vaters von Tom, unserem Koch. Anfang Januar ist er mit doch stolzen 73 Jahren nach längerer Krankheit im Spital in Kumba verstorben.
An jenem Samstag hat mich Tom um 06:00 Uhr angerufen und mir mitgeteilt, das es seinem Vater nicht gut gehe und er nun nach Kumba reise. Für mich hiess das, voraussichtlich kommt Tom Anfang Woche nicht zur Arbeit. Rund drei Stunden später bekam ich die Information direkt von Tom: „Madame, my Father is dead!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er weinend auf. Die indirekte Information war warscheindlich: Madame, durch den Tod meines Vaters habe ich finanziell und zeitmässig ziemliche Probleme.
Nachdem der erste Schock der Angehörigen vorüber war, kam Tom am Samstag abend noch vorbei. Sie hätten den Vater nun in Kumba ins Kühlhaus gebracht und bereiteten sich auf die Beerdigung in rund drei Wochen vor. Er komme aber am Montag ganz normal zur Arbeit. Weiter fragte er noch nach einem Kredit und wir vereinbarten, das ganze am Montagnachmittag nochmals zu besprechen.
Rund drei Wochen später fand dann die Beerdigung im Geburts- und Wohnort seines Vaters statt. Selbstverständlich waren auch wir in unserem neuen Ashua-bee dabei. Die ganze Zeremonie begann am Freitagabend mit der Totenwache ohne den Leichnahm im Dorf Osirayib. Am Samstag morgen wurde der Verstorbene mit einem grossen Konvoi von Kumba in sein Dorf gebracht, wo man anschliessend noch mit einem letzten Blick persönlich Abschied nehmen durfte. Um 14:00 Uhr wurde der Sarg verschlossen und der rund dreistündige Gottesdienst begann. Im Anschluss erhielt jeder Gast seine obligatorische Flasche Bier sowie mindestens einen Teller zu essen.
Toms Vater war der Chief des Dorfes, um ihm die letzte Ehre zu erweisen erschienen rund 200 Personen von nah und fern. Die Organisation einer solchen Feier, dass auch jeder Gast einen Sitzplatz sowie anschliessend ein Getränk und etwas zu Essen bekommt, ist doch ziemlich gewaltig. Auch musste niemand in der Sonne sitzen, es wurden Zelte und Unterstände mit Palmblätter aufgestellt.