St. Paul’s Mission General Hospital Kashikishi

Zwischenzeitlich konnten wir uns mit dem „St. Paul’s Mission General Hospital Kashikishi“ etwas vertraut machen. Die vom Basler Förerverein für Medizinische Zusammenarbeit (globalmed.ch) entlehnte Luftaufnahme gibt eine gute Übersicht über das Spitalgelände in der Bildmitte, das College of Nursing dahinter und die Kirche im Vordergrund.

Quelle: https://globalmed.ch


Das Spital ist für die Grundversorgung von rund 200’000 Menschen zuständig und, wie in Afrika verbreitet, in Pavillonbauweise mit mehreren einstöckigen Gebäuden organisiert. Es gibt Bettenstationen für Medizin, Isolation, Chirurgie, Geburtshilfe und Pädiatrie. Daneben gibt es ein grosses Out-Patient Department mit Walk-In Sprechstunde, Apotheke, Labor und Spezialabteilungen für HIV und Tuberkulose. Für die Bildgebung gibt es traditionelles, konventionelles Röntgen mit Dunkelraum-Scribor und Ultraschall.

Insgesamt verfügt das Spital über ca. 180 Betten und ist im Regelbetrieb mit 4-5 einheimischen Ärzten, die speziell für Bettenstationen, Gebärsaal und Operationssaal zuständig sind, und 10 Clinical Officers, die sich im Schichtbetrieb hauptsächlich um das Out-Patient Department kümmern, besetzt. Nicht alle davon sind derzeit anwesend.

Überraschenderweise gibt es weder eine Blutbank (was an sich noch nicht dramatisch wäre) noch die Möglichkeit, Transfusionsscreening für „warme“ Transfusionen durchzuführen. Diese Kombination ist ungünstig, da damit jeder Patient, der eine Bluttransfusion benötigt, mit dem Geländewagen in die im Idealfall vier Stunden entfernte Provinzhauptstadt Mansa verlegt werden muss. Jeder, der einmal in einem vergleichbaren Setting gearbeitet hat, ist sich der Limitation durch diese Gegebenheit bewusst.

So hatte ich bereits Gelegenheit, beim Beladen des Fahrzeugs mit zwei Patienten mit Ziel Mansa, dabei zu sein. Aus Pietätsgründen habe ich auf Fotografien mit Darstellung der kritisch kranken Patienten verzichtet. Mir fiel allerdings beim Blick auf das Fahrzeug eine andere Kuriosität auf, die ich erst aus der Nähe genau erkennen konnte. Der 50-Liter Sauerstoff-Zylinder passte wohl nicht ganz hinein und daher hing der Hals etwas zum Fenster heraus…

Besonders beeindruckend ist das College of Nursing, an dem im Rahmen einer dezentralen Ausbildung mit zentralem Unterricht und dezentralen Praktika insgesamt etwa 600 (!) Stundenten Krankenpflege, Public Health-Pflege und Geburtshilfe studieren. Neben den üblichen Hörsäälen gibt es auch zwei sehr schöne Skills-Labs, die geradezu zum praktischen Unterrichten einladen.

Personell ist die Situation wenig überraschend nicht ideal. Während eigentlich alle Bettenstationen mit einer fertig ausgebildeten Pflegefachperson und der Gebärsaal mit einer fertig ausgebildeten Hebamme (oder deren männlichem Pendant!) besetzt sein sollte, war das bisher meist nicht der Fall. Während die PflegeschülerInnen zwar sehr nett sind, scheinen sie jedoch nicht primär in selbständiger und vor allem zielführender Arbeit ausgebildet zu werden.

Das Thema Coronavirus wird hier weniger dramatisiert als in Europa. Auf dem Spitalgelände besteht für alle Erwachsenen Maskenpflicht. Es gibt zahlreiche Einrichtungen zum kontaktlosen Händewaschen. Relevante Coronavirus-Fälle (mit Sauerstoffbedarf) gab es hier praktisch keine. Man erinnere sich nur an einen einzelnen Patienten. Ansonsten habe es wiederholt Fälle auch beim Personal gegeben, die man daraufhin in Quarantäne/Heimisolation geschickt habe. Niemand davon sei jedoch ernsthaft erkrankt.

Die Corona-Teststrategie war initial ähnlich wie zeitweise in der Schweiz sehr umfassend: Coronatest bei Arztkontakt aus irgendeinem Grund (unabhägig von Symptomatik oder Exposition). Um Material zu sparen und aufgrund der praktisch ausschliesslich gutartigen Verläufe hat man zwischenzeitlich auf eine Strategie umgestellt, nachdem grundsätzlich jeder Patient vor Hospitalisation (in-patient) und ansonsten (out-patient) nur symptomatische Patienten getestet werden.

Labortechnisch werden Corona-Schnelltests eingesetzt. Wollte man eine rtPCR durchführen, musste man die Proben initial nach Ndola (500km durch Demokratische Republik Kongo, 9h) schicken. Ein zwischenzeitlich in der Provinzhauptstadt Mansa (250km, 4h) eingerichtetes Labor ist wieder ausser Funktion. Mittlerweile werden PCRs in die Hauptstadt Lusaka (1’000km, 14h) geschickt. Die Indikation dafür ist allerdings sehr eng, üblicherweise werden Schnelltests durchgeführt.